Modernisieren – und wachsen: Cloud-Potenziale nutzen
Februar 23, 2021
Februar 23, 2021
Ihr Unternehmen in die Cloud zu bringen, ist nur der erste Schritt. Anschließend gilt es, das enorme Effizienz- und Innovationspotenzial auch tatsächlich zu nutzen. Das bedeutet, Anwendungen und Dienste, die den Mehrwert der Cloud-Umgebung voll ausschöpfen, zu entwickeln.
Für vollkommen neue Entwicklungen ist das meist kein Problem. Aber was ist mit Ihren Altsystemen? Gerade Großunternehmen betreiben meist Hunderte, Tausende, teilweise sogar Zehntausende von Anwendungen. Und viele davon sind erfolgskritisch.
Für einen langfristigen Nutzen müssen Sie sorgfältig entscheiden, welche der Anwendungen in welchem Umfang modernisiert werden müssen. Außerdem sollten Sie sich mit der Wahl Ihrer Infrastruktur und Datenarchitektur befassen – unabhängig davon, ob Sie mit dem Lift-and-Shift-Ansatz bereits umgestiegen sind oder gerade erst mit einer Cloud-Migration beginnen.
Anwendungen modernisieren: Wenn Sie Ihre Anwendungen einfach in die Cloud verschieben, werden Sie sicherlich Kosten einsparen und einige technische Probleme lösen können. Aber welchen Unterschied werden Ihre Endanwender tatsächlich bemerken und wie viel zusätzlichen Geschäftswert wird es letztendlich freisetzen? Um den Mehrwert der neuen Umgebung wirklich zu steigern, müssen Sie Ihre Anwendungen für die Cloud modernisieren.
Infrastruktur modernisieren: Infrastrukturen werden zunehmend von Software bestimmt. Bei der Modernisierung sollten Sie daher darauf achten, dass Ihre Systeme den neuen Infrastructure-as-Code-Ansatz unterstützen. Das eröffnet deutlich mehr Möglichkeiten zur Automatisierung und für eine datenbasierte IT-Verwaltung, was nicht nur Kosten senkt, sondern Sie auch agiler und flexibler macht.
Daten modernisieren: Daten bilden die dritte wichtige Säule einer Modernisierungsstrategie. In vielen Unternehmen sind veraltete On-Premise-Datenarchitekturen im Einsatz, die komplex, teuer, unflexibel und schwer zu pflegen sind. Im Gegensatz dazu können Sie mit modernen Datenarchitekturen in der Cloud auch fortschrittliche Analytics-Services von Hyperscalern nutzen – einschließlich Machine Learning und Deep Learning. Und das schneller und einfacher, als es in Ihrem eigenen Rechenzentrum möglich wäre.
Es gibt ein breites Spektrum an Modernisierungsansätzen, die unterschiedlich kostenintensiv, komplex und nützlich sind.
Das 7R-Framework von Accenture unterteilt dieses Spektrum in klar definierte Migrationsoptionen. Entlang der Skala steigt der Modernisierungsgrad an – von null („Rehost“ und „Replace“) bis hin zu einer Komplettumstellung („Refactoring“ und „Reimagining“).
Welche der 7Rs passen am besten zu Ihnen? Stellen Sie sich folgende Fragen:
Ein Plattformwechsel oder eine Refaktorierung Ihrer Anwendung bringen zwar eine bessere Funktionalität und einen höheren Mehrwert mit sich – sind aber nicht unbedingt notwendig.
Ist ein Teil Ihrer Anwendung nicht für den Cloud-Betrieb kompatibel, müssen Sie sie entsprechend anpassen. Einfach in die Cloud verschieben reicht nicht aus.
Wenn Sie Ihre Anwendung auf eine neue Plattform überführen, werden in der Regel nur minimale Änderungen am Code vorgenommen – gerade genug, um sicherzustellen, dass die Anwendung in der neuen Cloud-Umgebung die gleiche Funktionalität bietet.
Bei der Refaktorierung zerlegen Sie die Anwendung hingegen vollständig und bauen sie mit einer cloudnativen Architektur neu auf. Unter Umständen ändern Sie sogar die Programmiersprache. Der Umfang der Code-Änderung – und der anschließend erforderlichen Tests – ist erheblich.
Bei einigen Anwendungen kann es sinnvoll sein, sie sogar in einzelne, wiederverwendbare Komponenten oder Microservices zu zerlegen. Diese lassen sich über APIs oder einen Orchestrations Layer wie Kubernetes bereitstellen. Möglicherweise bietet sich für Ihre Anwendung auch eine serverlose Architektur an. Dabei läuft der Code direkt in der Cloud und Sie müssen keine eigene Infrastruktur verwalten.
Digital Decoupling (digitale Entkopplung) ist eine Methode, um große Altanwendungen wie etwa Mainframe-Software zu modernisieren.
Ältere Anwendungen lassen sich nur schwer neu in der Cloud aufbauen – insbesondere wenn Sie ihre eingebettete Anwendungslogik und Daten replizieren möchten. Bei der digitalen Entkopplung bauen Sie ein von Grund auf neues, cloudnatives System neben einem bestehenden auf. Indem Sie die Daten Ihres neuen und alten Systems nahezu in Echtzeit synchronisieren, können beide parallel laufen. Das heißt, Sie können die Anwendung Stück für Stück modernisieren und profitieren dabei von cloudnativen Architekturen, modernen Methoden wie DevSecOps und von einem hohen Automatisierungsgrad.
Digital Decoupling ist ein wenig so, als würden Sie neben Ihrem alten Haus noch ein weiteres Haus bauen. Während Sie den Neubau nach und nach fertigstellen und einrichten, leben Sie mal im einen, mal im anderen Gebäude. Irgendwann ziehen Sie dann komplett um, ohne das alte Haus jemals renoviert haben zu müssen.
Fallstricke vermeiden
Modernisierung ist der Schlüssel, um technische Hürden aus der Vergangenheit abzubauen und Geschwindigkeit sowie Agilität in der Cloud zu steigern. Eine umfassende Modernisierung ist aber nicht für jede Anwendung, jede Situation oder sogar jedes Unternehmen geeignet. Es gibt durchaus Argumente, sich zunächst auf das Rehosting zu konzentrieren, um schnell in die Cloud umzuziehen. Aber auch wenn Sie entscheiden, die Modernisierung vorerst aufzuschieben, sollte sie auf Ihrer Agenda für die Zukunft stehen.
Letztendlich müssen Sie auf cloudnative Anwendungen, Infrastruktur und Daten hinarbeiten, um den vollen Nutzen aus der Cloud zu ziehen. Ein sorgfältig durchdachtes Modernisierungsprogramm ist der Weg dorthin.