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Strategy

Verwaltungstransformation durch Talentaustausch?

26/08/2022 5-Minuten Zeit

STUDIE

In Kürze

  • Die Transformation der öffentlichen Verwaltung im Kontext des digitalen Wandels hat in Deutschland politische Priorität.
  • Talentaustauschprogramme zwischen Verwaltung und Unternehmen können einen nachhaltigen Wissenstransfer, Kulturwandel und Netzwerkaufbau anstoßen. 
  • Erfolgreich sind Programme, die neugierige Mitarbeitende und Führungskräfte mit effektiver Steuerung und klaren Anreizen zusammenbringen.
  • Um Austauschprogramme in die Fläche zu tragen, müssen wirtschaftliche und kulturelle Hemmnisse adressiert werden.

Auf dem Weg zur modernen Verwaltung

Kompetenzzuwachs ist wesentlich für eine erfolgreiche Verwaltungstransformation, denn die Herausforderungen heute und morgen sind groß und komplex. Doch wie lässt sich die in der Verwaltung dringend benötigte Expertise schnell aufbauen? Der aktuelle Koalitionsvertrag hebt ein Instrument dafür besonders hervor: den Talentaustausch von Mitarbeitenden zwischen öffentlicher Verwaltung und Privatwirtschaft.

 

Solche Talentaustausche sollen die Transformation der öffentlichen Verwaltung vorantreiben. Die Ziele der Bundesregierung sind dabei ambitioniert, schließlich geht es darum, angesichts aktueller Herausforderungen und Krisensituationen als Staat handlungsfähig zu bleiben und Schlagkraft zu gewinnen. Insgesamt soll die Verwaltung agiler und digitaler arbeiten, interdisziplinäre und kreative Problemlösungen nutzen, Silodenken überwinden und eine moderne Führungs- und Verwaltungskultur implementieren. Dabei braucht es insbesondere Antworten auf den sich verschärfenden Personalmangel. So sollte sich die Verwaltung als attraktive Arbeitgeberin positionieren und sich an veränderte Bedürfnisse der Verwaltungsmitarbeitenden an das Arbeitsleben anpassen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

Dass Talentaustausche bei der Adressierung der Herausforderungen helfen können, zeigt die vorliegende Studie. Sie entstand in Zusammenarbeit mit der NRW School of Governance und dem Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung e.V. (RISP) und zeigt, dass Talentaustausche maßgeblich zu einem intensiveren Transfer von Wissen und Kompetenzen und einer effektiveren Zusammenarbeit zwischen Behörden und Unternehmen beitragen können. Dies insbesondere dann, wenn sie auf neugierige Teilnehmende stoßen und effektiv gesteuert werden.

„Wir werden noch viel stärker mit der Privatwirtschaft und der Wissenschaft kommunizieren, als es bisher der Fall ist. Wir brechen die Mauern zwischen Sektoren auf und öffnen unseren Raum für einen noch viel fruchtbareren Austausch.“

— MITARBEITER AUS DER ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG UND EHEMALIGER TEILNEHMER EINES TALENTAUSTAUSCHPROGRAMMS

Verwaltungstransformation durch Talentaustausch

Talentaustauschprogramme umfassen die vorübergehende Einbindung externer Mitarbeitender aus privatwirtschaftlichen Unternehmen und Verwaltungsbehörden in die jeweilige Gastorganisation und die dortigen Arbeitsabläufe. Die Zeit der Abordnung kann von wenigen Wochen bis zu einem oder zwei Jahren reichen. Bei einem solchen Austausch kann ein Verständnis der jeweils anderen Arbeitskultur entwickelt und ein Methodentransfer angestoßen werden. Die Einbettung in die Organisation eröffnet zudem einen tiefen fachlich-inhaltlichen Austausch und stärkt den Aufbau von Netzwerken zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung. So können nicht nur Kompetenzgewinne, sondern auch nachhaltig effektivere Formen der Zusammenarbeit entstehen.

 

In Deutschland sowie international gibt es bereits einige Praxisbeispiele für Talentaustausche zwischen Behörden und Unternehmen. Die Erfahrungen mit diesen Programmen, die im Rahmen der Studie erfasst wurden, zeigen, dass sich signifikante Mehrwerte insbesondere für die Verwaltungsorganisationen, aber auch für privatwirtschaftliche Unternehmen ergeben. Effektiv gesteuert und sinnvoll skaliert können Talentaustauschprogramme für die Verwaltung ein wichtiger Baustein sein, um die im Koalitionsvertrag formulierten Transformationsziele zu erreichen – und dann auch aktuelle wie zukünftige Problemstellungen besser zu bewältigen. Folgende Mehrwerte sind besonders hervorzuheben:

Austausch und Vermittlung von Expertise

 

zur Nutzung moderner Arbeitsmethoden und einer effektiveren Bewältigung der Kernaufgaben im Kontext der Digitalisierung.

Anstoß für Kulturwandel

 

zur Adressierung geänderter Bedürfnisse und Erwartungen der Verwaltungsmitarbeitenden und Steigerung der Arbeitsplatzattraktivität.

Schaffung eines gegenseitigen Verständnisses

 

zur gemeinsamen Entwicklung innovativer Lösungen für komplexe Herausforderungen in der Zukunft.

Mögliche Hindernisse für Talentaustausch

Die Studie zeigt auch bestehende Hürden für die optimale Umsetzung von Talentaustauschprogrammen auf. Ihre Durchführung wird insbesondere dann erschwert, wenn durch die Abordnung Lücken in der Personaldecke oder in der Vergütung der teilnehmenden Mitarbeitenden drohen, die durch die entsendende bzw. die Gastorganisation nicht kompensiert werden können. Daneben können organisatorische Hemmnisse (etwa eine fehlende Unterstützung durch Führungskräfte), wirtschaftliche Interessenkonflikte (beispielsweise Karenzzeiten für die Zusammenarbeit nach dem Austausch) sowie kulturelle Barrieren (etwa eine fehlende Offenheit gegenüber Veränderungen) Hindernisse darstellen. Diese lassen sich jedoch durch die Gestaltung förderlicher Rahmenbedingungen überwiegend adressieren.

„Die öffentliche Verwaltung kann immens von Talentaustauschprogrammen profitieren, wenn wir besondere Herausforderungen, wie etwa Interessenkonfliktpotenziale, gezielt adressieren und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.“

— PROF. DR. NICOLAI DOSE, Geschäftsführender Direktor des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung e.V. an der Universität Duisburg-Essen

Erfolgsfaktoren für den Talentaustausch

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass Talentaustauschprogramme zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft nachhaltige Mehrwerte für die beteiligten Mitarbeitenden und ihre Organisationen bringen. Die Studie zeigt, dass folgende Erfolgsfaktoren gegeben sein sollten, um das maximale Potenzial von Talentaustauschprogrammen auszuschöpfen und sie systematisch in die Fläche zu tragen:

  • Neugierige Mitarbeitende mit den passenden Qualifikationen
  • Klare Anreize für alle Teilnehmenden
  • Unterstützung durch die Führungsebene
  • Effektive Steuerung und passgenaue Ressourcenausstattung
  • Förderliche Rahmenbedingungen zur nachhaltigen Verankerung von Veränderungen

 

Damit die Verwaltung in der Breite vom Talentaustausch profitieren kann, ist eine Skalierung der Programme erforderlich. Dies bedeutet idealerweise sowohl eine höhere Anzahl von Teilnehmenden als auch ein erweiterter Umfang der Programme hinsichtlich der Entsendungsrichtung und der inhaltlichen Ausrichtung. Zweiseitige Austauschformate, bei denen auch Verwaltungsmitarbeitende in die Privatwirtschaft entsendet werden, tragen insbesondere zu einer stärkeren Wirkung der Programme bei. Darüber hinaus ist der methodische Austausch ebenso zu fördern wie der fachlich-inhaltliche.

 

Welche konkreten Impulse können Talentaustauschprogramme aus Ihrer Sicht für die Transformation der öffentlichen Verwaltung liefern? Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!

„Heute reicht es nicht mehr, Talente Arbeitsplätzen zuzuordnen. Wir müssen die stetige Weiterentwicklung von Mitarbeitenden in den Fokus stellen, damit wir von ‚Talent Consumers‘ zu ‚Talent Creators‘ werden.“

— CORINNA KREZER, Geschäftsführerin Accenture, Leiterin des Bereichs Öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen, DACH
Corinna Krezer

Lead – H&PS Industry Group, EMEA

Sophie Evers

Managing Director – Strategieberatung für den öffentlichen Sektor und das Gesundheitswesen

Boris von Chlebowski

Mitglied der Geschäftsführung – Government Relations Director

Nikolaj Bøggild

Geschäftsführer – öffentliche Verwaltung, DACH

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