Ökosysteme in der Versicherungsindustrie
28.09.2020
28.09.2020
Das Kundenverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Kundenanspruch und
-erwartung nach flexiblen, individuellen und digitalen Produkten und Angeboten ist gestiegen und diese Erwartungshaltung wird auch in den Versicherungssektor reingetragen. Das beobachten Versicherer schon seit einiger Zeit. Der Kunde wünscht sich holistische und integrierte Lösungen, die - individuell an seine Lebenswelt angepasst - jederzeit verfügbar sind. Anhand der Zahlen und Ergebnisse unserer Accenture Studie „Ökosysteme in der Versicherungsindustrie“ wird deutlich, dass der Weg ins Ökosystem für Versicherer schon fast unabdingbar ist. Diese nehmen den Paradigmenwechsel durchaus sehr ernst. 62% der Studienteilnehmer rechnen beispielsweise damit, dass Lösungen im Privatkundenbereich immer holistischer werden und sich in Zukunft stark oder sehr stark an relevanten Themen- und Bedarfsfeldern orientieren. Im Firmenkundensegment sind es sogar 65%.
Das Konzept der Lebenswelten ernst zu nehmen heißt auch, die klassische Definition von Märkten und Segmenten aufzubrechen. Die Priorisierung und Auswahl ihres Spielfelds sollten Versicherer zukünftig entlang der kontextgetriebenen Lebenswelten und Lebensereignissen vornehmen. Welche Lebenswelten in den nächsten Jahren die größten Umsatz- und Wachstumspotenziale bergen, haben wir in unserer Studie ausführlich untersucht – mit überraschenden Erkenntnissen: So bleiben im Privatkundensegment die für Versicherer typischen Lebenswelten Gesundheit, Reisen und Mobilität aufgrund ihrer Größe weiterhin relevant, doch für Felder wie Freizeit, Familie & Freunde oder Konsum & E-Commerce zeichnen sich im Vergleich deutlich höhere Wachstumsdynamiken ab.
In der Studie finden sich auch Einschätzungen zu den Lebenswelten für Firmenkunden.
Die größte strategische Relevanz in den B2C-Märkten sehen die Studienteilnehmer – Verantwortliche und Entscheidungsträger aus der Versicherungsindustrie – weiterhin in Lebenswelten, in denen Versicherer traditionell und strukturell auch in der Vergangenheit eine zentrale Rolle gespielt haben. So sind Versicherer in den Bereichen Pflege & Alltagshilfe sowie Gesundheit & Fitness als „Bezahler“ im System immanent und damit heute schon in einer starken Ausgangsposition. Im Bereich der Mobilität sind sie durch die Versicherungspflicht im Bereich Kfz-Haftpflicht heute unverzichtbar. Folgende Lebenswelten haben für die befragten Versicherer der DACH-Region die höchste Relevanz (Skala von 1 = nicht relevant bis 5 = sehr relevant):
4,4
erhält die Lebenswelt Pflege & Alltagshilfe
4,1
erhält die Lebenswelt Gesundheit & Fitness
4,1
erhält die Lebenswelt Mobilität
Plattformen und Ökosysteme realisieren den Austausch von Informationen, Produkten und Dienstleistungen sowie monetären und nicht-monetären Werten. Um das dafür notwendige Zusammenspiel zwischen den beteiligten Partnern zu organisieren, bedarf es klarer Strukturen, Regeln und Rollenverteilungen. Im Rahmen dieser Studie haben wir die unterschiedlichen Rollenambitionen der Studienteilnehmer untersucht. Dabei unterscheiden wir neben dem Kunden zwischen drei wesentlichen Rollen, die Versicherer einnehmen können: Orchestrator, Schlüsselpartner und Teilnehmer. Entlang der einzelnen Lebenswelten ergibt sich daraus ein differenziertes Bild – hier am Beispiel B2C (Abbildung siehe auch www.ecosystemizer.com):
Es wird deutlich, dass sich Versicherer der DACH-Region in den für sie relevanten Lebenswelten in Teilen auch die Orchestrator-Rolle oder zumindest die als Schlüsselpartner eines Ökosystems zutrauen. Doch um diese Ziele tatsächlich zu erreichen und die Wachstumspotenziale zu heben, müssen Versicherer einige Herausforderungen überwinden und ihre technologischen und strategischen Ziele konsequent verfolgen.
Viele weitere Details zu Lebenswelten, Potenzialen, Herausforderungen und Strategien finden Sie in unserer Studie „Ökosysteme in der Versicherungsindustrie“, die Sie hier runterladen können.
Über die Autoren