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Das Gesundheitswesen besiedelt das Metaverse

3-MINUTE READ

Juni 10, 2022

Haben das Metaverse und das Web3 das Potenzial, einen ähnlichen Pioniergeist hervorzurufen wie das Internet vor mehr als 20 Jahren? Wir erinnern uns: Anfangs war es nicht viel mehr als eine statische Infosammlung, im zweiten Schritt bot es Echtzeit-Kommunikation und wurde zum Ort für gemeinsame Erlebnisse.

Die aktuelle Studie Digital Health Technology Vision 2022 sieht dieses Potenzial und stellt fest: Das „Metaverse Continuum“ ist ein Spektrum digital verbesserter Welten, Realitäten und Geschäftsmodelle, die das Leben von uns allen revolutionieren werden.

„Seit mehr als 20 Jahren analysieren die Experten in den Accenture Labs neue Technologien, die das Potenzial haben, unser Leben und unsere Arbeit maßgeblich zu verändern. Das Metaverse und Web3 besitzen dieses Potenzial und werden den Gesundheitsbereich nachhaltig beeinflussen.“

Wer Zugang zum Internet hat, kann ins Metaverse

Die Zahl der Gesundheitsorganisationen im Metaverse wird zunehmen, denn die Einstiegshürden sind niedrig. Im deutschsprachigen Raum beschäftigen sich erste Krankenkassen mit den Chancen und Risiken von Metaverse und Web3. Die BKK Pfalz hat bereits virtuelle Gesundheitswelten für ihre Mitglieder eingerichtet. International entstehen schon ganze „Meta-Kliniken“ in der virtuellen Welt.

Das Metaverse ist die logische Entwicklung der Symbiose von virtueller und echter Welt und ermöglicht mit neuen Technologien eine viel intensivere, immersive Erfahrung als alle bisherigen Web- und Social-Media-Angebote. Man sieht nicht mehr nur bloß zu, sondern ist Teil dieser neuen virtuellen Welt.

Ein Ort für die Gesundheit

Das Metaverse kann Nutzer:innen in allen Lebenslagen leiten und unterstützen, indem es bisher getrennte, physische und digitale Gesundheitsservices an einem Ort zusammenbringt, auf lange Sicht einfacher und besser zugänglich macht und gleichzeitig eine Reihe von neuen Möglichkeiten schafft (durch Tempo, Einfachheit, Erlebbarkeit, risikolose Simulation und Interaktion).

Das Metaverse im Einsatz zur Prävention

Prävention und die Förderung von Gesundheitskompetenz sind die wichtigsten Hebel, damit Versicherte und Bürger möglichst lange ein gesundes Leben führen können.

Schon jetzt gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz viele digitale Angebote zur Gesundheitsvorsorge, die zunehmend stärker genutzt werden. Versicherte, die mehr für ihre Gesundheit tun möchten, können im Metaverse nahezu alle Programme zur Förderung der Gesundheitskompetenz über Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) nutzen. Sie gehen beispielsweise auf virtuelle Entspannungsreisen oder verabreden sich mit anderen, um Trainingsrouten auf dem Heimtrainer durch virtuelle Landschaften zu absolvieren. Andere wollen sich das Rauchen abgewöhnen oder sich über gesunde Ernährung informieren.

Das Metaverse im Einsatz in der Gesundheitsberatung

Das Knie zwickt und der Rücken braucht Entlastung? Dann können sich Patient:innen im Metaverse behandeln lassen. In Österreich beispielsweise gibt es mittlerweile erste offiziell zugelassene virtuelle Behandlungswerkzeuge für Ärzt:innen wie die (derzeit noch auf Videotelefonie beschränkte) „visit-e Plattform“.

Die gesamte virtuelle Gesundheitsberatung wird zukünftig noch deutlich ausgebaut werden. Mit einem schmerzenden Knie muss man dann nicht mehr zur nächsten Praxis humpeln, sondern kann sich virtuell in einem Gesundheitszentrum und in der Online-Filiale der zuständigen Krankenkasse beraten lassen.

Warum ist die virtuelle Erfahrung deutlich besser und effizienter als so mancher Live-Termin? Weil das Metaverse über bloße Videotelefonie hinausgeht. Hier können digitale Services effektiver integriert werden, zum Beispiel durch Health-Apps und Tracker, virtuelle Räume oder auch die Beratung vor Operationen oder Untersuchungen mit VR und AR.

Das heißt: Allgemeinmediziner:innen können Fachkolleg:innen einfach hinzuziehen, um die Diagnose für das schmerzende Knie zu bestätigen und den Patient:innen Behandlungsmöglichkeiten als Simulation aufzeigen. Um die Schmerzen zu lindern, kommt noch ein Physiotherapeut hinzu, und eine Expertin für medizinische Hilfsmittel erläutert das richtige Anlegen der Kniebandage. Die Krankenkasse berät zur Kostenübernahme, Zusatzleistungen und Abwicklung.

Das Metaverse im Einsatz zur Behandlung

Noch kann die Knie-OP nicht im Metaverse vollzogen werden.

Doch in der Telemedizin gibt es erste Ansätze, die mit digitalen Werkzeugen die physische Behandlung bereits unterstützen. In nicht allzu ferner Zukunft wird das Metaverse noch deutlich weiter reichende Möglichkeiten eröffnen – etwa vielfältige Ansätze für die Ausbildung, aber vor allem auch für die ortsungebundene Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche. 

Für die Behandlung von psychischen Problemen bietet sich das Metaverse bereits jetzt als ein weiterer Kanal an, um mit Fachärzt:innen in Kontakt zu treten. Es schafft auch gänzlich neue Möglichkeiten im Bereich virtueller digitaler Selbsthilfegruppen. Erste Studien zeigen außerdem Potenzial im Bereich der Schmerztherapie.

Darüber hinaus ergeben sich für die Ausbildung von Ärzt:innen und medizinischem Fachpersonal im Metaverse vielfältige Optionen für Trainings und Simulationen. Die virtuelle Zusammenarbeit von Gesundheitseinrichtungen bietet zudem die Chance auf neuartige Geschäftsmodelle und Einsatzmöglichkeiten.

Das Metaverse im Einsatz zur Nachsorge und Rehabilitation

Bei der Nachsorge und Rehabilitation kann das Metaverse schon bestehende Reha- und Physiotherapie-Programme unterstützen und mit Einsatz von VR/AR viel besser erlebbar machen. Dabei erlaubt die Integration von Sensoren gänzlich neue, erweiterte Behandlungsansätze, beispielsweise mit haptischen Sensoren in der Parkinson-Therapie.

Und Patient:innen mit Knieproblemen aus obigem Beispiel können sich bei der Physiotherapie mit AR/VR und Health-Trackern besser konzentrieren und erleben die Therapie immersiver als per Zoom.

Fazit und erste Schritte

Der Schritt ins Metaverse ist aus Sicht der Trendforscher alternativlos und voller Chancen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen.

Bei der Entwicklung der Digitalstrategie für die nächsten Jahre ist es ein Bereich, der mitgedacht werden muss, das heißt: Jetzt sollten sich die Stakeholder mit Chancen, Risiken, neuen Produkten und Geschäftsmodellen auseinandersetzen.

Idealerweise werden erste kleine Pilotprojekte geplant, um technisches und fachliches Wissen aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln.

Sind Sie bereit, einen ersten Ausflug in das Metaverse zu starten, um zu schauen, welche Ziele und Visionen es für Ihre Gesundheitsorganisation realisieren kann? Schreiben Sie uns gerne, wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Die Autoren bedanken sich für die Mitarbeit an diesem Beitrag bei Michaela Heinzle.

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WRITTEN BY

Shadi Mohadessi

Managing Director – Leiterin des Bereichs Gesundheitswesen – D+CH