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Nachhaltigkeit

Net Zero bis 2050: Schneller ans Ziel

November 2, 2022 5-Minuten Zeit

STUDIE

In Kürze

  • 34 % der größten Unternehmen weltweit haben sich selbst zur Klimaneutralität verpflichtet. Das sind 7 Prozentpunkte mehr als im Dezember 2021.
  • Wer sich Ziele gesetzt hat, reduziert seine Emissionen schneller als andere Unternehmen. Je ausgefeilter die Maßnahmen, desto eindeutiger der Erfolg.
  • Der Ukrainekrieg hat den Willen zu handeln eher angeheizt als gedämpft. Investitionen und Selbstverpflichtungen zur Nachhaltigkeit haben zugenommen.
  • Dennoch: 93 % der Unternehmen werden ihre Ziele verfehlen, wenn sie ihr Tempo nicht deutlich erhöhen. Die sogenannte Carbon Intelligence kann helfen.

 

Weltweit sind aufeinander abgestimmte Maßnahmen nötig

Aufbauend auf der europäischen Accenture-Net-Zero-Studie von 2021 haben wir den Fokus erweitert und die Accenture Global 2000 untersucht, also die 2.000 umsatzstärksten öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen der Welt.

Fortschritte sind zwar erkennbar. Noch klarer wird allerdings die Dringlichkeit, mit der Unternehmen jeder Branche ihre Maßnahmen zur Dekarbonisierung verstärken müssen.

Die gute Nachricht: Seit der Weltklimakonferenz COP26 haben die Net-Zero-Bemühungen Fahrt aufgenommen. Mehr Unternehmen als je zuvor (34 %) planen, bis etwa 2050 keinerlei CO2 mehr auszustoßen.

Viele von ihnen gehen dabei systematischer vor denn je. Sie setzen sich kurzfristigere Etappenziele, planen den Umstieg auf erneuerbare Energien und entwickeln transparente Strategien, um den Klimawandel abzuschwächen und sich daran anzupassen.

Den großen Ambitionen folgen aber noch nicht die nötigen Taten.

„Das optimistische Szenario ist, dass die Emissionen bis 2030 doppelt so schnell sinken wie bisher und danach fünfmal so schnell bis 2050. Doch selbst in diesem Fall werden zwei Fünftel der Unternehmen ihre Ziele verpassen.“ 

Und: 22 % der Unternehmen werden bis 2050 nicht auf die Netto-Null kommen. Dabei können nur in diesem Zeitfenster katastrophale Folgen des Klimawandels noch abgewendet werden.

Unternehmen gehen unter widrigen Umständen voran

Wirtschaftlich und geopolitisch hat sich im vergangenen Jahr enorm viel verändert. Die steigende Inflation, Lieferengpässe und fehlende Fachkräfte haben das Umfeld für Investitionen verschlechtert und den Handlungsspielraum eingeschränkt.

Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass die momentane Unsicherheit den Fokus auf Nachhaltigkeit nicht verstellt hat. Tatsächlich hat sie die Entschlossenheit der Unternehmen eher gestärkt:

84%

der Unternehmen planen, bis Ende 2022 mehr in Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu investieren. 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

39%

der Unternehmen, die sich seit 2015 zu den offiziellen Science-Based Targets verpflichten, haben diese Ziele erst nach Beginn des Krieges in der Ukraine definiert. 

$226 Mrd.

wurden im ersten Halbjahr 2022 weltweit in erneuerbare Energien investiert – das gab es in diesem Zeitraum noch nie. Ein Anstieg um 11 % gegenüber dem Vorjahr.

Und doch reicht das nicht. Die CO2-Emissionen müssen in den nächsten Jahren erheblich schneller sinken, damit das Net-Zero-Ziel bis 2050 erreichbar bleibt.

Strategien für eine schnellere Dekarbonisierung

Unabhängig davon, wie engagiert ein Unternehmen bereits Nachhaltigkeitsziele verfolgt, lassen sich jetzt entscheidende Weichen stellen.

Zuerst: Ziele festlegen

Zwischen 2011 und 2020 haben Unternehmen mit vollständigen Net-Zero-Zielen ihre Betriebsemissionen im Durchschnitt um 18 % gesenkt.

Mehrere Ziele = schnellerer Fortschritt

Neben den langfristigen Zielen zur Klimaneutralität setzen sich diese Unternehmen auch kurzfristige Teilziele, etwa zur Umstellung auf erneuerbare Energien.

Von den Vorreitern lernen

Einige Unternehmen sind auf dem besten Weg, bis 2050 bei Netto-Null herauszukommen. Dabei lässt sich ein Muster erkennen: Sie verfügen über umfassende Strategien zur Dekarbonisierung – und sie setzen auf Carbon Intelligence.

Carbon Intelligence umfasst eine Reihe von Fähigkeiten, mit denen Unternehmen ihre Business-Intelligence-Maßnahmen auf CO2- und auf weitergefasste ESG-Kennzahlen ausweiten und in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die Vorreiter auf diesem Gebiet betrachten ihre CO2-, Energie- und Emissionsdaten als Basis für ihr Geschäft. Sie erfassen die Zahlen nicht nur – sie handeln danach. Konkret heißt das:

  1. Sie setzen sich wissenschaftlich fundierte Ziele.
  2. Sie etablieren feste Prozesse, um Energieverbrauch und Emissionen zu senken.
  3. Sie führen komplexere Mechanismen ein, etwa eine interne CO2-Verpreisung.
  4. Sie übernehmen etablierte ESG-Standards und berichten entsprechend – was Strategie und Governance sichtbarer macht.

Unternehmen, die mit gutem Beispiel vorangehen

Naturgy

Das spanische Energieunternehmen Naturgy will bis 2050 in jedem Bereich emissionsfrei werden. Zunächst soll der Energiemix bis 2025 zu 56 % auf Erneuerbaren basieren. Alle mit Kohlestrom betriebenen Anlagen hat das Unternehmen bis 2020 abgeschaltet, 2021 wurden Wind-, Wasser- und Solaranlagen um 33 % ausgebaut.

Mahindra & Mahindra

Das indische Automobilunternehmen will bis 2040 klimaneutral und bis 2030 komplett mit erneuerbaren Energien versorgt sein. 2021 steigerte das Unternehmen den Anteil der Erneuerbaren um 19 %. Es erhöhte zudem die Energieeffizienz seiner Standorte und konnte so die Scope-1- und Scope-2-Emissionen um 11 % gegenüber dem Vorjahr senken.

Jetzt Nachhaltigkeitsmaßnahmen beschleunigen

Im Wettlauf um die weltweite Klimaneutralität kann jedes Unternehmen seinen Beitrag leisten. Egal, wie weit es schon ist. Sehen Sie selbst, welche Maßnahmen Sie jetzt treffen können.

  • Erfassen Sie Klima- und Energiedaten und handeln Sie danach.
  • Falls Sie noch kein eindeutiges Net-Zero-Ziel definiert haben, tun Sie es jetzt. Und legen Sie Zwischenziele fest, mit denen es sich erreichen lässt. Dabei helfen kurzfristige Etappenziele, die Sie öffentlich ankündigen.
  • Ist der Weg klar, definieren Sie ausgefeiltere Metriken, beispielsweise zum Energieverbrauch. Entwickeln Sie Prozesse, um die Daten zu erfassen, und erstellen Sie einen Handlungsplan.

  • Verknüpfen Sie granulare Daten über Energieverbrauch und Emissionen mit operativen und finanziellen Kennzahlen. So lassen sich Investitionen identifizieren und priorisieren, die unmittelbar auf Ihre Klimaziele einzahlen.
  • Ermitteln Sie, bei welchen Assets und in welchen Prozessen sich die Effizienz steigern lässt. Auf diese Weise lassen sich sowohl Emissionen senken als auch Energie sparen. Besonders hilfreich ist das bei hohen Energiekosten.
  • Die Maßnahmen sind oft simpel und reichen von der Umstellung der Gebäudebeleuchtung auf LED bis zu einer umfangreicheren Messung des Stromverbrauchs. Es kann aber auch bedeuten, dass Sie Prozesse grundlegend neu denken oder verändern müssen, etwa um Ihren Strombedarf durch eigene erneuerbare Energien abzudecken.

  • In manchen Branchen lässt sich die Klimaneutralität nur durch Lösungen erreichen, die erst noch entwickelt werden müssen. Identifizieren Sie diese Innovationen, bauen Sie sie auf – und aus.
  • Dabei ist umfangreiche Zusammenarbeit gefragt, und zwar über Sektoren und Wertschöpfungsketten hinweg. Schlüsseltechnologien können auch an anderer Stelle entwickelt werden. Ermitteln Sie, welche Lösungen nötig sind, und finden Sie Partner, mit denen Sie diese gestalten können.
  • Lösungen, die Sie bereits seit Längerem einsetzen, mögen Kosten sparen. Sie führen aber vielleicht in Zukunft in eine Sackgasse. Finden Sie heraus, wo jetzt Neuinvestitionen sinnvoll sind, die Ihnen später einen Wettbewerbsvorteil verschaffen werden.
Jean-Marc Ollagnier

Chief Executive Officer von Accenture in Europa und Mitglied des Global Management Committee

Jean-Marc Ollagnier ist Chief Executive Officer von Accenture in Europa und Mitglied des Global Management Committee.

Peter Lacy

Global Sustainability Services Lead & Chief Responsibility Officer

Peter Lacy berät Führungskräfte der Fortune 500 zu Strategien rund um Wachstum, Technologien, Innovation und Nachhaltigkeit.

Mauricio Bermudez Neubauer

Managing Director – Strategy & Consulting, Carbon Strategy & Intelligence Lead

Mauricio Neubauer unterstützt Unternehmen bei ihrem Übergang in die Wirtschaftswelt von morgen – klimafreundlich, zirkulär, ethisch und digital.

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