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Die Energiewende klappt nur mit Mut zur Veränderung

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Januar 24, 2023

In Deutschland brauchen Genehmigungsverfahren für Infrastrukturprojekte ihre Zeit. Das verzögert den Bau von Höchstspannungsleitungen, die dringend zum Transport von Offshore-Windstrom in süddeutsche Industrieregionen benötigt werden. Eine Lösung bietet das Accenture-Angebot „Agiles Genehmigungsverfahren“. Es erlaubt allen Beteiligten, über eine digitale Plattform kollaborativ und agil für das gemeinsame Ziel zu arbeiten – wenn sie bereit sind, umzudenken und die bisherige Vorgehensweise durch eine neue Art der Kooperation zu ersetzen.

Lange undenkbar, war es im Dezember soweit: Mit der Inbetriebnahme eines neuen LNG-Terminals hat Deutschland bewiesen, dass es Projektbeschleunigung kann. Nur sieben Monate nach dem Beschluss, vor Wilhelmshaven eine Anlage zur Flüssiggas-Anlandung zu errichten, konnte der erste Tanker anlegen. Alle an Planung und Bau Beteiligten – Behörden, Bauherren, Planungsbüros – haben sich eng abgestimmt und kalkulierbare Risiken bewusst akzeptiert, um binnen weniger Monate ein Projekt zu realisieren, das früher Jahre gedauert hätte. Das hohe Tempo kommt nicht von ungefähr. Neue LNG-Terminals sollen russische Erdgaslieferungen via Nord-Stream-Pipeline ersetzen, die nach dem Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022 auf absehbare Zeit ausbleiben dürften. Wer Gas in flüssiger Form aus aller Welt importieren kann, macht sich unabhängiger von einzelnen Lieferanten. Das ist wichtig bei einem Rohstoff, der im Rahmen der Energiewende vorübergehend die deutlich dreckigere Kohle ersetzen soll, bis eine flächendeckende Versorgung mit Strom aus Erneuerbaren Energien machbar ist.

Gesetzes-Novellierung allein garantiert keine Beschleunigung

Beim Vorantreiben der Energiewende mit dem Ziel einer CO2-neutralen Wirtschaft bedeutet die schnelle Inbetriebnahme des LNG-Terminals nicht nur eine gute Nachricht, weil sie den Einsatz von Rohstoffen sichert, dessen Verarbeitung weniger CO2 emittiert. Ebenso wichtig ist, dass das Projekt den Beginn einer tatsächlichen Beschleunigung für Infrastrukturprojekte zur Energieerzeugung und -verteilung markieren könnte. Die Beteiligten haben Mut zur Veränderung gezeigt und im gesetzlichen Rahmen alles für eine raschere Fertigstellung getan. Dieses Ziel verfolgt auch die seit Jahrzehnten größte energiepolitische Gesetzesnovelle der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien und Netzinfrastruktur. Sie soll die Planung, Genehmigung und Realisierung des Netzausbaus sowie die Digitalisierung in diesem Bereich vereinfachen und beschleunigen. Beim Umbau der Energielandschaft haben bundesländerübergreifende Höchstspannungsleitungen hohe strategische Bedeutung. Sie sind das Rückgrat der Energiewende, weil sich Strom aus Erneuerbaren Energien – insbesondere Offshore-Wind im Norden – nur mit neuen Leitungen in die Lastzentren transportieren lässt, also in südlichen Regionen mit hohem Strombedarf.

Mit dem Angebot „Agiles Genehmigungsverfahren“ liefert Accenture den passenden Service

Der schnellere Bau von Leitungen erfordert allerdings mehr als eine Gesetzes-Novellierung. Die an der Energiewende mitwirkenden Unternehmen und Institutionen stehen vor enormen Herausforderungen. Erfolgsentscheidend ist eine neue Art der Zusammenarbeit zwischen ihnen. An der Genehmigung von Projekten über Grenzen von Bundesländern hinweg gemäß Netzausbaubeschleunigungsgesetz Übertragungsnetz (NABEG) sind beispielsweise mit Blick auf Umwelt- und Naturschutzfragen neben der Bundesnetzagentur (BNetzA) als zuständiger Behörde die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) als Vorhabenträger (VHT) und Planungsbüros beteiligt. Die Rahmenbedingungen für ihr Miteinander sind grundsätzlich zu überdenken. Es braucht eine zielgerichtete, in jedem Vorhaben standardisiert realisierbare Transformation der Zusammenarbeit der Beteiligten mit dem Ziel, gemeinsam die beschleunigte Errichtung von Höchstspannungsleitungen zu ermöglichen. Eine so weitreichende Transformation erfordert aber Mut zur Veränderung und fällt mit entsprechender Unterstützung von außen leichter. Dies bietet das Agiles Genehmigungsverfahren“ – ein Konzept von Accenture, das eine optimierte Art der Zusammenarbeit in mehrstufigen Genehmigungsprozessen großer Infrastrukturprojekte beschreibt. Kern des Ansatzes: Kollaboration, Agilität und Digitalisierung.

Die Kombination von Kollaboration, Agilität und Digitalisierung kann zum Goldstandard der Beschleunigung von Infrastrukturprojekten in der Energiewende werden, wenn alle Beteiligten den Mut zur Veränderung aufbringen.

Alle Beteiligten müssen kollaborativ ein gemeinsames Ziel ansteuern

Wichtig ist die Bereitschaft der Beteiligten, bei der Genehmigung von Projekten kollaborativ zu arbeiten. Das klappt nur durch einen tiefgreifenden Kulturwandel bei den interagierenden Organisationen. Momentan bearbeiten Fachleute der Bundesnetzagentur, Vorhabenträger und Planungsbüros ihre Themen ohne permanenten gemeinsamen Austausch. Fragen landen wiederholt in Dialogen statt einmal in großer Runde, zudem verursachen weitere Feinabstimmungen starke Zeitverzögerungen. Zudem dominiert das Sicherheitsdenken – es gibt keine Einigung auf kalkulierbare Risiken. Besser sollten alle eng verzahnt zusammenarbeiten und gemeinsam Verantwortung für Risiken übernehmen, die tragbar erscheinen und die Genehmigung beschleunigen. Dazu sollten die Projektbeteiligten seitens der Bundesnetzagentur, der Vorhabenträger und der Planungsbüros – nötigenfalls plus Personen mit Spezialkenntnissen – einmal pro Woche bei einem Arbeitstermin auf Augenhöhe diskutieren und ebenengerechte Entscheidungen sofort fällen. Die Bildung solcher interdisziplinären Teams unterstützt Accenture mit dem Angebot „Agiles Genehmigungsverfahren“ durch Bereitstellung des externen Projektmanagements. So entsteht ein neues Gemeinschaftsgefühl: Alle Beteiligten wollen die Planung „unserer Leitung“ schnell und sicher durchs Genehmigungsverfahren bringen.

Agilität kann die Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigen

Kollaboration ist wichtig, bewirkt alleine aber keine beschleunigten Genehmigungsverfahren. Zum Grundprinzip der künftigen Zusammenarbeit gehört daher zwingend ein agiles Vorgehen zu Verfahrensverschlankung. Genehmigungen laufen bislang nach der Wasserfallmethode: Einzelne Themen werden chronologisch abgearbeitet, Rückfragen verzögern bis zur Antwort den Projektablauf. Das agile Vorgehen führt durch seine iterative, inkrementelle Arbeitsweise zur Vereinfachung und Beschleunigung, indem ein Projekt in Zeitabschnitte unterteilt wird. Am Ende jeder sogenannten Iteration erhält der Auftraggeber – meistens nach zwei Wochen – ein funktionsfähiges Zwischenprodukt zur Prüfung und Kommentierung. So lassen sich früher unterschiedliche Erwartungshaltungen bei den Anforderungen an die Genehmigungsanträge erkennen. Durch die agile Arbeitsweise sind alle Beteiligten stets auf dem aktuellen Stand, Mehrfachprüfungen entfallen. Damit sich die Beteiligten auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können, steuert Accenture bei dem „Agilen Genehmigungsverfahren“ extern das Projektmanagement sowie den agilen Abstimmungsprozess. Im Genehmigungsprozess führt dies zum verzahnten Arbeiten zwischen Erstellern von Dokumenten und Prüfern sowie einer lösungsorientierten Reaktion auf Veränderungen.

Digitale Zusammenarbeit im Team auf einer Kollaborationsplattform

Kollaborative Zusammenarbeit und Nutzung agiler Methoden entfalten ihre volle Wirkung erst auf Basis entsprechender digitaler Lösungen. So lässt sich beispielsweise verhindern, dass Papierdokumente zur sequenziellen manuellen Bearbeitung in diversen Ausfertigungen per Post durch Deutschland reisen und Unsicherheit entsteht, welche Version gilt – von Zeitverzögerungen ganz zu schweigen. Der effiziente kollaborative Austausch aller Projektbeteiligten erfordert den Einsatz einer digitalen Kollaborationsplattform. So lassen sich Arbeitsschritte und Teilergebnisse frühzeitig verknüpfen und aufeinander abstimmen sowie Unterlagen flexibel und parallel erstellen. Außerdem schaffen intelligente Lösungen für digitalisiertes Arbeiten neben Transparenz zum Stand des Genehmigungsverfahrens bei allen Beteiligten auf psychologischer Ebene ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Mit dem „Agilen Genehmigungsverfahren liefert Accenture eine integrierte IT-Umgebung, die anwenderfreundlich und intuitiv ist sowie höchste Sicherheitsstandards erfüllt und permanent weiterentwickelt wird. Sie dient der Standardisierung der Verfahren, schafft Synergieeffekte und sorgt etwa per Dashboard für Transparenz sowie Aktualität. Inbegriffen ist natürlich die Schulung zur Anwendung dieser Plattform und ihrer diversen Tools.

Gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen und Institutionen will Accenture zum Gelingen der Energiewende beitragen. Das „Agile Genehmigungsverfahren“ ist ein starkes Instrument, um die anstehenden Genehmigungsverfahren für den Netzausbau schneller durchzuziehen. Dabei liegt eine Stärke des Konzepts darin, dass es sich als generelle Blaupause für die Optimierung jeglicher Genehmigungsverfahren für große Infrastrukturprojekte eignet. Das „Agile Genehmigungssverfahren“ kann durch die Kombination von Kollaboration, Agilität und Digitalisierung zum Goldstandard der Beschleunigung werden – wenn alle Beteiligten tatsächlich den Mut zur Veränderung aufbringen.

Die Autorin bedankt sich für die Mitarbeit an diesem Beitrag bei Seray Basogul.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/lng-terminal-wilhelmshaven-eingeweiht?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
  • https://www.netzentwicklungsplan.de/de/projekte/projekte-und-massnahmen-im-nep
  • https://www.netzausbau.de/Wissen/GesetzeVerstehen/NABEG/de.html
  • https://www.accenture.com/gb-en/insights/cloud/future-ready-collaboration

 

WRITTEN BY

Tobias Gehlhaar

Geschäftsführer Chemie, Grundstoffindustrien/ Energie, Versorgungswirtschaft, DACH