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Accenture analysiert seit Jahren intensiv die Entwicklung der 500 größten Unternehmen Deutschlands. Daher wissen wir: Der Export ist der wichtigste Wachstumstreiber dieser global ausgerichteten Konzerne, die mindestens eine Milliarde Umsatz im Jahr erzielen. Doch das Abflauen der Konjunktur in wichtigen Boom-Ländern und weltweit zunehmende Vorbehalte gegen den Freihandel drohen, diesen Motor zum Stottern zu bringen.
Aber verfügen die Besten der Besten unter den Top500 nicht vielleicht schon über Strategien für neue Wachstumspotenziale? Schließlich haben die Growth Champions unter den größten deutschen Unternehmen regelmäßig ihre Beweglichkeit in volatilen Märkten bewiesen. Im Rahmen der Studie „Deutschlands Top500: Globales Wachstum in Zeiten der Renationalisierung“ hat Accenture tatsächlich Muster gefunden, nach denen Top-Konzerne die neuen Wachstumshindernisse antizipieren und Gegenmaßnahmen einleiten. Die Ergebnisse der Studie liefern wichtige Hinweise darauf, was Unternehmen von den Besten der Besten lernen können.
Accenture beschreibt in fünf Thesen die aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der weltweit auftretenden Renationalisierungstendenzen und der damit einhergehenden Risiken für den Welthandel sowie Handlungsoptionen zur Absicherung der Umsätze in ausländischen Märkten.
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Weiter steigende Leistungsbilanzüberschüsse werden das Wachstum der Top500 kaum noch stützen können
Volkswirtschaftliche Kennziffern belegen die Bedeutung des Exports für deutsche Unternehmen. So stieg der
Leistungsbilanzüberschuss zwischen 2005 und 2015 von 158,2 auf 244,3 Milliarden Euro. Zugleich kletterte die Exportquote von 38 auf 47 Prozent.
Mittlerweile ist der Leistungsbilanzüberschuss zum Risiko geworden. Wichtige Handelspartner könnten auf eine ausgeglichene Bilanz mit
Deutschland drängen. Leistungsbilanzüberschüsse deuten auf Ungleichgewichte im Welthandel hin, die nicht beliebig zu steigern sind. Auf welche
Rahmenbedingungen die Top500 in Auslandsmärkten stoßen, entscheiden Regierungen zunehmend aus protektionistischen Motiven.
Gesamte Statistik in der Studie
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Regulierung verändert Wettbewerbspositionen von Volkswirtschaften über Nacht
In den wichtigsten sieben deutschen Exportmärkten steigen die politischen Risiken tendenziell an. Regulierungen
können das Wachstum der Top500 also stark beschränken. Allein in der G20 ist laut Centre for Economic Policy Research die Zahl der Maßnahmen zum
Schutz der eigenen Wirtschaft seit 2009 von 155 auf 463 gestiegen.
Ende 2016 schreckte ein Beispiel deutsche Unternehmen auf:
Sie sollen ihre Gewinne in China nicht mehr in Form von Dividenden außer Landes bringen können. Ab 2018 soll zudem eine Quote für Elektroautos
gelten – ein Nachteil für Hersteller von Fahrzeugen mit großen Verbrennungsmotoren. Schon heute ist die Regulierungsintensität in China einem
OECD-Index zufolge sehr hoch.
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In ihrer Leitindustrie Nr. 1 – dem Automobilbau – ist die deutsche Volkswirtschaft verwundbar
Stolze 59 Prozent des Umsatzzuwachses der Top500-Unternehmen im Jahr 2015 kommen aus der Autoindustrie. Die Zahl zeigt die extreme Bedeutung dieser Leitindustrie für die deutsche Volkswirtschaft. Aber gerade diese Branche ist stark abhängig von Exporten. Die jeweils drei größten deutschen Hersteller und Zulieferer erzielen rund 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Neben den Risiken der Renationalisierung fordern neue Technologietrends die Branche heraus. Elektroantriebe lösen mehr und mehr die Verbrennungsmotoren ab. Das autonome Fahren wird die Fahrzeugindustrie stark verändern. Erhebliche Verschiebungen von Marktanteilen können die Folge sein.
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Jobs sind die neue Währung im Welthandel
Vor allem bei deutschen Autoherstellern ist die Diskrepanz zwischen Auslandsumsätzen und Auslandsbeschäftigung groß. 82,9 Prozent Umsatzanteil stehen 47,2 Prozent Auslandsbeschäftigung gegenüber. Zwischen 2006 und 2015 ist die Differenz sogar gewachsen. Im Zuge der Renationalisierung könnten diese Konzerne gerade deshalb protektionistischem Druck ausgesetzt sein. Zu befürchten ist: In einer stärker von Renationalisierung geprägten Weltwirtschaft könnten Jobs zur neuen Währung im Welthandel werden – nämlich dann, wenn für erfolgreiche Geschäfte mehr Wertschöpfung im jeweiligen Land gefordert wird.
5
Weiter verschärfte Wettbewerbsbedingungen treiben deutsche Unternehmen zu neuen Höchstleistungen
Die Growth Champions unter den Top500 antizipieren Herausforderungen und finden frühzeitig Lösungen, um Wachstumspotenziale zu sichern. Die Belebung auf dem Markt für Mergers & Acquisitions (M&A) ist als Teil einer darauf abzielenden Strategie zu sehen. So wurden in den ersten sechs Monaten 2016 mehr M&A-Deals mit deutscher Beteiligung abgeschlossen als in den vergleichbaren Zeiträumen ab 2007. Das Volumen hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 mehr als verdreifacht. Das heißt: Erfolg in anderen Ländern wird stärker mithilfe von Übernahmen realisiert als durch den Aufbau eigener Strukturen und Fähigkeiten im Ausland. Aber auch die Konzentration auf Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie Kostensenkungen verhelfen den Top500 zu neuen Höchstleistungen.
Accenture hat zum siebten Mal die Growth Champions unter den deutschen Top500-Konzernen ermittelt. Im Jahr 2015 waren es 39 Unternehmen, denen es
über die letzten fünf Jahre gerechnet gelungen ist, beim Umsatzwachstum den Durchschnitt der Top500 insgesamt sowie den Durchschnitt der eigenen Branche zu übertreffen und zugleich höhere Gewinne
als der jeweilige Branchendurchschnitt zu realisieren. In der Aufstellung der Growth Champions zeigt sich auch, in welchen Branchen besonders viele besonders erfolgreiche Unternehmen tätig sind.
Welche neun Unternehmen in den vergangenen drei Jahren jedes Mal zu den Growth Champions gehörten, erfahren Sie in der Studie.
Die Studie „Globales Wachstum in Zeiten der Renationalisierung“ setzt sich mit Szenerien auseinander, in denen aktuelle politische Trends in den wichtigsten Exportländern zu gravierenden Hemmnissen im freien Welthandel führen. Der klassische Export droht damit als Wachstumstreiber für die Top500 auszufallen. Accenture zeigt auf, dass es jedoch auch in einer neuen Ära, in der die Globalisierung pausiert, Handlungsoptionen für neue Wachstumspotenziale gibt.
"Eben haben wir noch über TTIP & Co. verhandelt, plötzlich heißt das Motto: Jeder für sich allein.“
Vorsitzender der Geschäftsführung
Accenture
Geschäftsführer im Bereich Strategie
Accenture