EVU auf dem Weg zu Null-Emissionen
21.04.2021
21.04.2021
Der Klimawandel ist die wohl größte Herausforderung unserer Zeit. Nur gemeinsam können wir sie bestehen. Politische Vorgaben setzen einen wichtigen Rahmen – aber auch nicht mehr: Geht es um die Zukunft unseres Planeten, ist jeder Einzelne gefordert, sich und sein Handeln zu hinterfragen und umzustellen. Während immer mehr große Unternehmen dabei sind, ihre CO2-Einsparungsziele entlang ihrer Wertschöpfung zu konkretisieren (als konkrete Investition in ihre Marke), zögern Teile der Energiewirtschaft noch – auch in Deutschland. Was macht es schwer, in großem Umfang in Klimafreundlichkeit zu investieren? Und noch wichtiger: Wie lassen sich Hürden überwinden?
Energie ist eines der essenziellsten Güter: Die digitale, mobile Gesellschaft steht und fällt mit Elektrizität. Und schauen wir auf Energiekonzepte der Zukunft, werden wir noch mehr Energie brauchen, um neue Energie zu erzeugen. Geht es nach der Europäischen Union, werden bis 2030 zwischen 24 bis 42 Milliarden Euro in die Wasserstofferzeugung investiert – und dazu etwa das Zehnfache davon in Wind- und Sonnenkraftanlagen, um die Elektrolyse zu „befeuern“.1 Schon heute liegt der Anteil der Eneuerbaren an der Gesamtproduktion in Europa bei 43 Prozent2 – doppelt so hoch wie noch 2018 3. In Deutschland erreichte er laut Fraunhofer Institut im ersten Halbjahr 2020 sogar 55,8 Prozent4. Tendenz weiter steigend, die Energie- und damit die Klimawende quasi zum Greifen nah.
Angesichts dessen muss erstaunen, dass die Ökostrom-Quote im Energie-Mix der meisten deutschen Anbieter die 10-Prozent-Marke nur selten reißt – und das, obwohl ihre Marketingkommunikation anderes verheißt. „Wollen“ und „tun“ gehen scheinbar auseinander.
Zwei Thesen könnten diese Divergenz erklären:
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„Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels bereits zu spüren bekommt, und die letzte, die etwas dagegen unternehmen kann." - Barack Obama, ehemaliger US-Präsident, 2015
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Letztlich sind natürlich alle Akteure der Energiewirtschaft gleichermaßen im Fokus der Öffentlichkeit, der eigenen Kundschaft, der jeweils regionalen Interessenparteien. Und die Branche selbst ist natürlich auch eine Orientierung als Leitbild – eben durch die wahrgenommene Nähe zu Uran, Kohle, Erdgas, Öl und neuerdings dann Wasserstoff. Was von Verbrauchern erwartet wird? Dass sie sich auf ihre Möglichkeiten konzentrieren, ihre Kaufkraft nutzen, ihr Konsumverhalten im Kleinen verändern, um zur Erreichung der EU-Ziele beizutragen. Das wird auch von der Energiewirtschaft im Großen erwartet werden – über alle Größenordnungen von Unternehmen hinweg.
Es geht doch mehr ...
... als man denkt. Energieversorger, ob groß oder klein, sind ein Teil eines Energie-Ökosystems, zu dem weit mehr als Erzeugung und Verteilung gehören. Einige Gedankenspiele ...
Ob E-Car-Sharing im Pay-per-Use-Modell oder als Leasing, ob Mitgestaltung von Nutzungsmodellen für private Ladeinfrastruktur (à la AirCnC – Connect and Charge) oder Paketlösungen für dezentrale Erzeugung: Es gibt viel, was geht, wenn man gemeinsam überlegt (siehe Accenture and Eurelectrics Report: „Seeking shared success: Empowering consumers in the energy transition“).
Aber es braucht einen Rahmen und eine Strategie
Net-Zero – Null-Emission – das ist sicher kein kleines Thema. Es betrifft uns alle, wird jeden berühren und sich am Ende durchsetzen (müssen).
Vor allem aber ist Null-Emission eine strategische Herausforderung. Und die erfordert eine tiefe Auseinandersetzung mit allen Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette und in allen Teilen des Unternehmens – also eine echte Kraftanstrengung. Dabei gilt es, viele Einzelfragen zu beantworten, Transparenz zu schaffen und Entscheidungen zu treffen.
Beispiele hierfür:
Heute besteht eine besondere Chance darin, sich nachhaltig und konsequent in diese Richtung zu positionieren. Morgen könnte es nachteilig sein, diese Antworten (noch) nicht zu haben.
Von einem sind wir jedoch überzeugt: Das wird ein Marathon, kein Sprint – aber beides fängt mit einem guten Start an!
Quellen:
2 Word Economic Forum Study: Share of renewable generation reached 43%in the same period, increasing by 8% since 2019.