Wie sieht die Zukunft der Mobilität aus?

Eins ist klar: Menschen werden sich auch in fünf, zehn oder zwanzig Jahren von A nach B bewegen wollen (und müssen). Auch, dass sie das nicht mehr lange in Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen tun werden, darüber sind die Experten einig, wenn sie nach ihren Prognosen gefragt werden.

Stattdessen werden bald immer mehr elektrisch angetriebene Fahrzeuge lautlos durch die Straßen gleiten.

Diesen Trend belegen auch die Stimmen der Verbraucher. Unsere Umfrage zur Elektromobilität unter 4000 Befragten europaweit und 500 deutschen Bürgern – die „Utilities: Lead the Charge in eMobility“ – lässt die Hochrechnung zu, dass bis 2025 mehr als eine Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein werden.

Auch Expertenstimmen, wie die des Mineralölkonzerns BP, der Organisation erdölexportierender Länder OPEC und von Morgan Stanley sind sich einig: In den nächsten Jahrzehnten werden immer mehr Elektroautos verkauft werden – spätestens 2050 werden es mehr als Benziner oder Dieselfahrzeuge sein. Morgan Stanley spricht davon, dass bereits 2040 etwa 51 Prozent der Autos weltweit elektrisch fahren1, BP beziffert die Zahl der Fahrzeuge mit Elektroantrieb für 2035 bereits mit 190 Millionen2 und auch die OPEC geht von ähnlichen Zahlen aus: 266 Millionen E-Autos bis 2040.3

Für die Energieversorgungsunternehmen (EVU) eröffnet sich mit der E-Mobilität ein rund 190 Milliarden Euro schwerer Markt. Allein durch den Verkauf von Kilowattstunden an privaten und öffentlichen Ladestationen lassen sich 2040 mindestens 150 Milliarden Euro Umsatz verdienen.

Allerdings: Der reine Stromverkauf zeichnet sich nicht mehr durch eine hohe Gewinnmarge aus. Für einen wirklich wertvollen Einstieg in dieses Geschäft muss also ein anderer Ansatz her: Der Verkauf von Strom wird zu einer Komponente eines umfassenden Servicepakets.

Eine Plattform für Strom, Geld und das Drumherum

Wo zusätzliches Wachstumspotential steckt, zeigen die Ergebnisse unserer Kundenumfrage: Weitere rund 30 Milliarden Euro Umsatz könnten Energieversorger (2040) generieren, wenn sie es schafften, den Nutzern von E-Autos zusätzliche Services zu bieten und dabei deren Bedürfnisse, Hürden und Wünsche in den Mittelpunkt zu stellen.

Das kann mit Hilfe einer digitalen Plattform gelingen, die die Remote-Ladevorgänge, die Nutzung heimischer Ladestationen, die Bezahlabwicklung und die Finanzierung der E-Autos vereint. Einfach, übersichtlich und unkompliziert kann so das Erlebnis „E-Auto“ von Energieversorgern begleitet und verbessert werden. So entsteht ein rundes Servicepaket zum E-Auto auf einer Plattform, das die gesamte Kundenerfahrung begleitet, den Einstieg erleichtert und den Alltag verbessert.

Für Energieversorger bietet sich hier eine einzigartige Möglichkeit. Sie können eine wichtige Rolle auf dem neuen Markt für Elektromobilität einnehmen, indem sie Kunden konkrete Unterstützung und relevante Services bieten und gleichzeitig für eine nachhaltige Umwelt eintreten.

Der Markt der E-Mobilität formt sich derzeit erst aus und wer es schafft, die Hemmnisse der Verbraucher durch die ausgefeilte, praktische Unterstützung einer Serviceplattform und strategisch ausgebaute Infrastruktur aus dem Weg zu räumen, wird mit dem Markt wachsen.

Was bremst die Verbraucher aus?

Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die Kaufentscheidung der meisten deutschen Verbraucher zugunsten eines E-Autos von zwei Dingen motiviert wird: langfristige Kostenersparnis (49%) und Umweltschutz (72%). Was sie aber daran hindert, auf elektrischen Antrieb umzustellen, sind die (aus ihrer Sicht) unübersichtlichen Anschaffungs- und Wartungskosten und die Unsicherheit, ob für das Fahrzeug eine eigene oder öffentliche Ladestation zur Verfügung stehen wird.

Am liebsten würden die meisten (86%) der Befragten, die sich ein E-Auto kaufen wollen, es zuhause aufladen können. Allerdings besitzt nur rund die Hälfte der Befragten eine eigene Garage.

Für große Energieversorger bietet sich hier die Chance, die Akzeptanz für die neue Mobilität zu erhöhen und gleichzeitig enge Kundenbeziehungen jenseits der „Ware Strom“ aufzubauen – auf Basis der Vorteile, die sie in Deutschland genießen: die Bekanntheit der Marken und das Image als verlässliche Lieferanten.

Wie Energieversorger mit der Elektromobilität nachhaltig Geld verdienen können, ist noch nicht vollständig umschrieben. Zudem gilt es zu verstehen, welches Potential und welche Erkenntnisse in den Daten aus der tatsächlichen Nutzung der E-Autos und der neuen Infrastruktur stecken. Hier müssen sich Energieversorger auf Lerneffekte einstellen und bereit sein ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen.

Das Potenzial misst sich nicht in Kilowatt

Und das lohnt sich, denn die Wertschöpfungskette der E-Mobilität bietet vier Ansatzpunkte für innovative Energieversorger:

  1. Der begehrte Rohstoff

Naheliegend ist der Verkauf von Strom, dessen Nachfrage ohne Zweifel steigen wird.

  1. E-mobilitätsbezogene Dienstleistungen

Die Verbraucher wollen elektrisch fahren, aber es ist ihnen noch zu kompliziert und zu wenig „normal“. Erleichterung schaffen relevante Dienstleistungen, die von Energieversorgern angeboten werden können, beispielsweise einfache Installation der eigenen Ladestation zu Hause und deren Wartung, Informationen zur Verfügbarkeit sowie Modelle zur Abrechung an öffentlichen Ladestationen und ähnliches. Möglich machen dies digitale Plattformen, die den Kunden und seine neue Mobilität über die gesamte Customer Journey hinweg begleiten und nahtlose, erstklassige Kundenerlebnisse unterstützen.

  1. Aufbau und Betrieb von Ladestationen

Energieversorger sind bestens dafür gerüstet, die Anforderungen an private Ladesysteme zu erfüllen. Doch wie beim Stromabsatz, kann auch hier die Gewinnspanne begrenzt sein. Öffentliches Laden erfordert erhebliche Investitionen. In einem so intensiv umworbenen Markt, den auch Öl- und Gasversorger für sich entdeckt haben, werden Daten und deren richtige Auswertung das erfolgsentscheidende Kriterium sein.

  1. Netzflexibilität und Energiewende

Auch im Hinblick auf die effektive Nutzung von mehr erneuerbaren Energien wird die E-Mobilität einen Beitrag leisten können. Durch geschickte Nutzung der gespeicherten Energie und der Ladevorgänge können Probleme von Überlastungen und Netzinstabilitäten verringert werden, da sie eine flexiblere Regelung von Angebot und Nachfrage ermöglichen. Und das wiederum käme den Energieversorgungsunternehmen zugute.
Aber: Dazu ist eine wirkliche Skalierung der E-Mobiliät notwendig, um nennenswerte und erkennbare Wirkung zu erzielen. Das wiederum lässt sich nicht durch Einzelunternehmen erreichen, hierzu braucht es eine gesellschaftliche Anstrengung (ganz bewusst: inklusive der Wirtschaft).

So weit zu den Zielen.

Mission: Erfolg durch Strategie und Konsequenz

Aus unserer Sicht gibt es drei grundlegende Missionen, die für Energieversorger elementar sind, um die folgenden Ziele zu erreichen:

  • Kundenbedürfnisse verstehen. Nur, wer im Dialog mit dem Kunden ein Verständnis dafür bekommt, was ihn antreibt und hindert, kann seinen Service danach ausrichten und verbessern.
  • Mehrwert (zusammen) schaffen. Digitale Plattformen bieten die Chance, Partner mit an Bord zu holen und so Mehrwert für die Kunden zu generieren - zum Beispiel in Kooperation mit Automobilhändlern und -herstellern, Betreibern von Flotten, Ladestationen oder Parkflächen.
  • Konkurrenz abhängen. Wer E-Autos nicht im Kontext des großen Ganzen betrachtet, wird zurückbleiben. Die strategische Entwicklung des Service-Portfolios rund um die E-Mobilität sollte als Teil des Wachstumsmarktes der dezentralen Energieversorgung verstanden werden. Wer hier schnell und wertschöpfend kombiniert, macht das Rennen.
  • Konsequenz vorleben und einfordern. Strategien in diesem noch jungen Markt sind erst zu erproben, dies sollte aber mit der notwendigen Stringenz und Ehrlichkeit erfolgen: ein einzelner Pilot ist nicht gleich ein erfolgreicher Geschäftsmodell-Blueprint. Wenn Rahmenbedingungen fehlen, sind diese nachhaltig und konstruktiv einzufordern, gemeinsam mit anderen - gerade gegenüber der Regulierung und der Politik.

Ein Grund mehr, um uns in einem der nächsten Blogbeiträge mit dem Thema „Connected Energy“ näher zu befassen.

Fazit

Der Markt für Elektromobilität bietet enormes Potential, auf das Energieversorger jetzt abzielen sollten. Unternehmen, die über ein tiefes Verständnis des Energiemarkts und dessen Regeln und Regulatorien verfügen, schlau investieren und gezielte Angebote entwickeln, können auf diesem Markt erfolgreich sein.

Aber: Das wird ein hohes Maß an Fokus, Lernfähigkeit, Investitionsbereitschaft und Konsequenz erfordern.

Die vollständige Studie und weitere Einzelergebnisse finden Sie auch auf unserer Webseite.

 

1 https://www.morganstanley.com/ideas/electric-cars-sales-growth

2 https://www.bp.com/content/dam/bp/business-sites/en/global/corporate/pdfs/energy-economics/energy-outlook/bp-energy-outlook-2019.pdf

3 https://www.theatlas.com/charts/ryfLbE5nN

 

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Tobias Gehlhaar

Geschäftsführer Chemie, Grundstoffindustrien/ Energie, Versorgungswirtschaft, ASG

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