In der öffentlichen Verwaltung tut sich etwas. Alles ist in Bewegung, will neu gedacht werden. Eine Gesellschaft mit sich stetig ändernden Rahmenbedingungen fordert kollaborative Projektarbeit, digitale Transformation und Menschen, die keine Scheu vor sinnvollen Veränderungen haben. Das setzt auch die Segel in der Personalsuche auf neuen Kurs.

„Hauptamt, Personalwirtschaft“ – das klingt nach nüchterner Personalverwaltung, nach einer von vielen Kostenstellen. Dabei gilt: Wer die Verantwortung für die Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen der Verwaltung trägt, muss seinen Job anders begreifen.

Nicht Effizienz, Prozesse und Kosten stehen im Mittelpunkt, sondern das Anwerben von engagierten Fachkräften, die die menschzentrierte Weiterentwicklung der Verwaltung gestalten wollen.

Ja, es gibt noch Potenzial, das vor allem im Digitalen entwickelt werden will. Und ja, da ist auch Nachholbedarf in den „Amtsstuben“, damit die neuen Technologien mit allen ihren Einflüssen auf Arbeitswelten und Prozessoptimierung in vollem Umfang genutzt werden können.

Jedoch: Die aktive Mitwirkung an gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere das sinnstiftende Tun ist es, womit die öffentliche Verwaltung bereits jetzt als Arbeitgeberin punktet.

Das Gestalten und Verwalten verbinden

In unserer Studie „Public Service as a Career of Choice“ zeigt sich, dass sich das Maß der Sinnhaftigkeit im öffentlichen Dienst von den meisten anderen Branchen unterscheidet. Ein Ergebnis der Studie: 86 % der Befragten sagen, ihre Tätigkeit gebe ihnen das Gefühl, etwas Sinnvolles und Wertvolles zu tun.

Das beweist: Wer sich im öffentlichen Sektor engagiert, wird schon immer von einem tieferen Zweck und einer Mission angetrieben – im Sinne der Gesellschaft, als „Staatsdiener und Staatsdienerinnen“. Darauf bin ich in meinem Blogartikel „Wie Mitarbeiter mehr bewegen“ bereits eingegangen.

Für die öffentliche Verwaltung ist das ein wichtiger Pluspunkt, der sie von vielen anderen Arbeitgeber*innen massiv unterscheidet. In Zeiten des Fachkräftemangels und einer Welt, in der es an Möglichkeiten nicht mangelt, entscheiden sich junge Menschen nicht mehr automatisch für eine sichere Arbeitsstelle mit Verweilgarantie und festen Gehaltsstrukturen. In Stellenausschreibungen kann man damit kaum gewinnen.

Auszubildende und junge, gut ausgebildete Fachkräfte wollen Sinn stiften, ein Stück weit die Welt mitgestalten und ein wichtiger Baustein für das Wohl der Gesellschaft sein. Die öffentliche Verwaltung kann ihnen das bieten – aber sie zeigt es oftmals noch zu selten.

Die Ideen, das Wissen, das Engagement wertschätzen

Unser Report „Care to do better“ hat beleuchtet, welche Bedürfnisse gestillt werden müssen, um mehr Potenzial bei Mitarbeiter*innen freizusetzen. Die Ergebnisse aus der Studie zeigen, was in der öffentlichen Verwaltung wie auch in anderen Unternehmen im Fokus stehen sollte, um zufriedene und engagierte Mitarbeitende zu finden und zu halten.

Eine öffentliche Verwaltung, die ihr Recruiting auf neue Füße stellen will, kann meines Erachtens drei Dinge sofort angehen:

  • Es braucht eine Talentstrategie, die von der Führungsebene gemeinsam mit der Personalverwaltung entwickelt wird und dann aktiv mit Beteiligung der jeweiigen Führungskräfte gesteuert wird
  • Es braucht eine fachübergreifende Innovationskultur, die Kollaborationen und einen Kulturwandel des kreativen Arbeitens mit neuen Technologien fördert
  • Es braucht eine Beteiligung des Einzelnen an neuen Lösungen, hierarchieübergreifend und mit der Erlaubnis „out of the box“ zu denken

Vor allem im Hinblick auf eine Talentstrategie, die dem Fachkräftemangel Rechnung trägt, gilt es den Blick darauf zu lenken, was für die Verwaltung und ihre Mitarbeitenden wirklich zielführend ist:

  • Welche Kompetenzen werden jetzt und zukünftig gebraucht?
  • Was sind die Zielgruppen für die Personalgewinnung und wo finde ich diese?
  • Wie gelingen das Recruiting, die Ansprache und das Onboarding neuer Mitarbeiter*innen?
  • Wie wird der Blick von außen für Verbesserungen und Innovationen ideal genutzt?

Vieles davon vereinen und ermöglichen Innovationslabore. Eine deutsche Bundesbehörde beispielsweise hat sie in ihren digitalen Zielen fest verankert und bereits erste Projekte in fach- und hierarchieübergreifenden Teams erfolgreich umgesetzt. Die Mitarbeiter*innen zeigen sich dabei als interdisziplinäres Team mit einem gemeinsamen Ziel.

Eine weitere Arbeitgeberin der öffentlichen Verwaltung  zeigt mit einer Ideenwerkstatt, dass auch  die großen und als unbeweglich geltenden Dampfer der Behördenflotte den Kurs auf eine menschenzentrierte Veränderung setzen können, bei der die Mitarbeitenden als Expert*innen gefragt sind und konkrete Vorschläge z.B. rund um die Personalarbeit beisteuern.

Das Fazit:

Das Warum und das Erkennen des Sinns, der hinter der Verwaltung für die Gesellschaft steckt -  das ist es, was in Zeiten des Fachkräftemangels fähige und engagierte Mitarbeiter*innen anzieht und bindet. Diese Sinnhaftigkeit sollte nicht nur im Recruitung eine wichtigere Rolle spielen, sondern auch bei der Weiterentwicklung der Verwaltung, die nachhaltig gelingt, wenn Mitarbeiter*innen als Prozesskundige, Ideengeber und Umsetzer einbezogen werden.

Zeigen Sie als öffentliche Verwaltung bereits im Recruiting deutlich, wie Sie Ihre Mitarbeiter*innen dabei unterstützen, sinnvolle Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken? Wie sie sich weiterentwickeln können? Und wie ihr Wissen als Expert*in positiven Einfluss auf das große Ganze hat? Erzählen Sie mir davon, ich freue mich, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

Martina Kollof

Strategy Principal Director – Talent & Organization/Human Potential, ASG​

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