Wie kann ein intermodales Verkehrskonzept gelingen?

Intermodaler Verkehr ist - sachlich erklärt - eine Sonderform des multimodalen Verkehrs und beschreibt eine mehrgliedrige Transportkette.  

Anders als bei dem in der Logistik entstandenen multimodalen Verkehr geht es hier nicht um den Transport von Güter, die zwischen Schiene, Straße und Wasser wechseln.

Es geht um Menschen. Männer, Frauen und Kinder, die auf ihrem Weg von A wie Arbeitsplatz bis Z wie Zuhause mindestens zwei verschiedenen Fortbewegungsarten benutzen. Dass das kein Trend der Zukunft, sondern bereits für viele Realität ist, zeigt sich deutlich durch mehr E-Bikes, mehr Park&Ride-Angebote, mehr Carsharing, Mietroller und so weiter.

Dass Menschen auf ihren täglichen Fahrten die Möglichkeit haben, zwischen Rad und Bahn, Auto und Bus, Roller und Fußweg zu wechseln, wird populärer – das ist sicher. Denn es löst für die Verwaltung und die Gesellschaft einige der drängendsten Anliegen.

Der Verkehrsinfarkt, der Städte und ganze Regionen umschnürt, ist nur zu lösen, wenn schmerzhafte Knotenpunkte gelockert werden.

Intermodaler Verkehr, der Hauptverkehrsstraßen entlastet und Fahrtwege zwischen Peripherie und Zentren verlagert, kann mehr als das.

3 wichtige Anliegen sind es, bei deren Erfüllung ein intermodales Verkehrskonzept wertvolle Dienste leistet.

 

  1. Trend der Urbanisierung

Sind Pendler nicht mehr gezwungen, in der stark verdichteten Stadt mit Anwohnern um seltenen Parkraum und das Fortkommen auf der Fahrbahn zu kämpfen, entwirren sich Staus und mehr Menschen kommen schnell und bequem an ihr Ziel

  1. Umwelt- und Klimaschutz

Weniger Emissionen für eine bessere Umweltbilanz. Eine einfache Rechnung, die die Menschen, die vom Auto auf das Rad oder den ÖPNV umsteigen, überzeugt. Und auch die Verwaltung profitiert, wenn weniger Stickdioxide, Feinstaub und Co. über der Stadt wabern.

  1. Individualverkehr

Klimaschutz und überlastete Straßen fordern eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs. Auf der anderen Seite hält sich das Leben der Bürger nicht an einen Taktfahrplan. Flexible Lösungen für individuelle Reiserouten – das lässt sich verwirklichen, wenn eine digitale Infrastruktur für den intermodalen Verkehr geschaffen wird.

Die letzte Meile geht man immer allein

Tatsache ist: Es gibt eine riesige Fülle an Angeboten und Apps, die versuchen, den Wunsch des Bürgers nach Fortbewegung zu stillen. Jedoch: Sie schaffen es nur punktuell.

Da gibt es Apps für den Fernverkehr, den Nahverkehr, das Navi, die App für Mietautos, für Leihräder, für Mietroller, für Taxis… alles nur teilweise und auch nur mit wenigen Partnerfirmen verknüpft. Jeder, der jemals fernab der gewohnten Wege unterwegs war, kennt das hilflose Gefühl, dass sich bei der Planung der ersten und der letzten Meile des Weges einstellt.

Und doch gibt es bislang keine Plattform, die alle Anbieter, alle Angebote von Kommunen und Unternehmen intelligent bündelt und nutzerorientiert aufbereitet.

Zwar gibt es einzelne Projekte von Startups und Kommunen, aber auf der anderen Seite stehen unzählige private Wettbewerber, die sich schwer tun, für das große Ganze mit Konkurrenzunternehmen an einem Tisch zu sitzen und Buchungsschnittstellen zu teilen.

Aus meiner Sicht gibt es drei wesentliche Hürden, die nur die Verwaltung herunterreißen kann:

 

  1. Kooperation

Verkehrsplanung  -  insbesondere Konzepte des intermodalen Verkehrs und der urbanen Mobilität - sollten von Anfang an mit Partner aus der Wirtschaft gedacht werden, um durchgängig nutzerorientierte Angebote zu schaffen.

  1. Sicherheit

Es gilt, als Bindeglied zwischen Wirtschaft, Verwaltung und Bürger die (datenschutz-)rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Interaktion auf einer Plattform mit verschiedenen Anbietern lückenlos zu ermöglichen.

  1. Offenheit

Die Bereitstellung relevanter Daten aus den Behörden wie Einwohnerdichte, Baustellen und Sanierungsbedarf, Emissionen, Unfallstatistiken etc. als Open Data macht es technisch wesentlich einfacher, tragfähige Konzepte und Angebote einer nutzerorientierten, intermodalen Verkehrssteuerung zu entwickeln. Und doch fehlt es oftmals an der rechtlichen und technologischen Grundlage, um diese Daten mit der Privatwirtschaft auszutauschen.

Fazit:

Es wird nicht von heute auf morgen umsetzbar sein, eine Plattform als durchgängig, nutzerorientiertes Konzept der intermodalen Mobilität zu schaffen, die optimalen Nutzen für Stadt, Bürger und Wirtschaft bietet und das möglichst barriere- und diskriminierungsfrei. Zumindest dann nicht, wenn man sich auf die Insellösungen einzelner Städte versteift oder andererseits eine bundesweite Umsetzung als ersten Schritt anstrebt. Beides ist nicht zielführend.

Aus meiner Sicht wäre der beste Weg, sobald auf Bundesebene rechtliche Klarheit geschaffen wurde, zunächst einige Pilotprojekte im Verbund auf begrenzter Fläche zu starten. Zum Beispiel in einer Metropolregion mit überlasteten Knotenpunkten und zugleich in einem großflächigeren Gebiet, in dem wenig ÖPNV und dafür viele Autos und Lkw die Straßen belasten. So könnte man auf begrenztem Raum Schritt für Schritt Erfahrungen sammeln.

Lena Meichsner

Managing Director - Leiterin Industry Consulting in der öffentlichen Verwaltung

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